Günter Grass auf der Insel Mön

Günter Grass tot
Günter Grass

Der berühmte deutsche Schriftsteller Günter Grass, 1927 in Danzig geboren und am 13.04.2015 in Lübeck verstorben, fühlte sich mit der Ostsee stark verbunden. Seit Jahren zog es den Künstler, der auch malte, bildhauerte und mehrere seiner literarischen Werke illustriert hat, nach Dänemark auf die Insel Mön. Die kleine Insel mit einer Einwohnerzahl unter 10.000 Menschen liegt im Süden der größten dänischen Insel Seeland und östlich der Insel Falster. Ähnlich wie die ihr an der deutschen Küste gegenüberliegende Insel Rügen besitzt auch Mön Kreidefelsen. Möns Klint ist acht Kilometer lang und 128 Meter hoch. Die Steilküste im Osten von Mön besteht aus schneeweißer Schreibkreide – ein fantastischer Anblick.

Viele Kulturschaffende fühlen sich seit jeher von der Schönheit und der einzigartigen Landschaft Möns angezogen, so auch Günter Grass, der Literaturnobelpreisträger von 1999. Er hat hier Teile seines bedeutenden Romans „Der Butt“ geschrieben, sein nach der „Blechtrommel“ bekanntestes und wohl auch beliebtestes Buch. Man darf davon ausgehen, dass sich der Künstler von der besonderen Atmosphäre, die auf der Insel Mön herrscht, schon in den 70er Jahren stark hat inspirieren lassen. „Der Butt“ erschien 1977. Seit 1991 nutzte Günter Grass ein gemietetes Sommerhaus als Refugium für die Erholung und für seine schöpferische Arbeit. Das Haus befindet sich auf der nördlichen Halbinsel Möns nahe dem Ort Ulvshale. Es gab Probleme mit der Verlängerung des Mietvertrages, die mit dem dänischen Recht zu tun haben.

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Den besonderen Zauber der Natur auf Mön hat auch der bildende Künstler Günter Grass festgehalten. Recht bekannt ist beispielsweise sein „Abend auf Moen“, ein in Aquarellfarben schimmerndes Bild. Es vermittelt einen Eindruck des speziellen nordischen Lichtes, das viele Künstler so schätzen. Aus der „Butt“-Zeit stammt das „Moener Tagebuch“, eine Mappe mit lithografischen Werken, mit denen das Buch illustriert wurde. Grass hat sowohl als Literat als auch als bildender Künstler einen nahezu unverkennbaren Stil, den man als durchgängig sehr markant und maskulin beschreiben könnte.
Wie der Butt über uns kam - von Günter Grass
Er gehörte zu den künstlerischen Persönlichkeiten in Deutschland, die längst als Berühmtheit gelten. Doch trotz des Respekts, dem man dem vielfach ausgezeichneten Romancier, Grafiker und politisch aktivem Günter Grass zollt, gehörte er zu den Zeitgenossen, die immer wieder aneckten, weil sie bis ins hohe Alter Querdenker bleiben. Auf Mön und direkt an seiner geliebten Ostsee fand Grass offenbar die Balance wieder, die er brauchte, um weiterhin kreativ zu arbeiten.

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Aus der Einführung in die Ausstellung „Günter Grass“ auf Schloss Wackerbarth, 3.8.2008 von Stefanie Wiech:

Grass hat sich auf Mön, wo er seit längerem den Sommer zu verbringen pflegt, mit den Vorwürfen, die ihm entgegengebracht wurden, auseinander gesetzt und sie verarbeitet. Dieses geschah in Form von Gedichten und Lithografien, und hier ist die Einheit von Text und Bild besonders eng.

Im Jahr vor dem Dummen August, also 2005, hatte Grass ebenfalls auf Mön Lithografien angefertigt, das Möner Tagebuch, das in einer weniger belastenden Zeit entstand und dessen Motive z. T. sicher auch eine Leichtigkeit ausstrahlen, die im Folgejahr so nicht denkbar wäre, wie die beiden Blätter “So hoch springen sie” und “Wie der Butt über uns kam” die durch die über der Landschaft schwebenden Tiere
besonders poetische Qualitäten haben. Auch hier wurden die Motive vor Ort gefunden: Die eigene Pfeife, die Tannenzapfen oder die Kühe, die vor Haus der Familie weiden. Auch Bäume gehören dazu, von denen Grass sagt, dass er sie portraitieren und dass sie “durchaus individualistisch sind, individualistischer als die Menschen.” Grundsätzlich ist die Naturbeobachtung ein wichtiger Teil seiner Arbeit.

Die Technik, in der die beiden Zyklen, der Dumme August und das Möner Tagebuch, ausgeführt sind, ist folgende: Lithografie bedeutet bekanntlich Steindruck, d.h. das Motiv wird auf einen speziell beschichteten Stein gezeichnet, von dem dann mehrere Abzüge gemacht werden. Die hier ausgestellten Werke sind aber z. T. vor dem Objekt, also in der Natur entstanden und natürlich sitzt Herr Grass nicht mit einem Stein auf dem Schoss in der Landschaft und kehrt dann am Ende des Sommers mit einem Kofferraum voller Lithographiesteine nach Lübeck zurück. Sondern in diesem Fall wird auf ein spezielles Papier gezeichnet, von dem die Zeichnung auf den Stein übertragen und dann in der geplanten Auflage vervielfältig wird – also im Fall des Dummen August zwischen 20 und max. 60 Stück pro Motiv. Das hat einen Vorteil, der hier besonders zum Tragen kommt: Durch den doppelten Wechsel von Papier auf Stein und wieder auf Papier ist der Druck nicht – wie bei den direkt auf den Stein gezeichneten Werken – seitenverkehrt. Und das ist natürlich entscheidend, wenn ein
Text Teil des Bildwerkes ist.

Artikel aus der Süddeutschen Zeitung zu Grass in Dänemark

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